Benito Draxler bezichtigt C.G. Haenel der
Patentrechtsverletzung
Die in Keltenhain ansässige Waffenschmiede Adolf Draxler Schuss GmbH (ADS) sieht sich ungern in der Öffentlichkeit. Ein großer Mantel des Schweigens soll die blutigen Geschäfte im Ausland und in Kriegsgebieten verhüllen, nicht nur um Unruhen und Rufschädigungen für das Unternehmen durch Friedensaktivisten und Demonstranten klein zu halten, sondern auch um der Stadt Keltenhain die üppigen Gewerbesteuereinnahmen zu sichern – dies ohne die weiße Weste der Politik in Keltenhain zu verunreinigen. Die ADS fokussiert sich heute auf Cyber-Kriegsführung und Söldnerleistungen, letztere verbergen sich hinter einem komplexen internationalen Geflecht von Beteiligungsunternehmen und Kooperationen. Drittes Standbein der ADS ist nach wie vor ein klassisches Waffenprodukt, das Sturmgewehr X36. Das X36 besitzt in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf, das komplexe Zusammenspiel aus Gewicht, Lauflänge, Munition und Zielgenauigkeit werde perfekt beherrscht, wie selbst Harald Kujat, Ex-General der Bundeswehr und ehemaliger Aufsichtsratschef des Wettbewerbes Heckler & Koch anerkennend feststellte.
Umso erstaunlicher, dass sich Benito Draxler, Vertriebschef und Mitglied der Unternehmerfamilie in dritter Generation, in die Öffentlichkeit wagt und hierbei relativ harsch auftritt. Anlass ist die Vergabe der Ordonnanzwaffen für die Bundeswehr, mit 120.000 Sturmgewehren ein prestigeträchtiger Großauftrag in der Branche. Die Vergabe sei in mehrfacher Hinsicht ein großer Skandal, so Draxler, einzig positiv sei der Umstand, dass Heckler & Koch nicht zum Zug gekommen sei. Der Erzrivale aus Oberndorf am Neckar galt in der Tat als Favorit, trotz der bekannten Schwierigkeiten mit dem aktuellen Sturmgewehr der Bundeswehr, dem G36. Der Auftrag ging nun an C.G. Haenel, ein kleiner Waffenhersteller im thüringischen Suhl, allerdings im Eigentum des staatlichen Waffenkonzern aus Abu Dhabi.
„Die Vergabe an C.G. Haenel ist untragbar“, so Draxler, „einerseits ist C.G. Haenel nicht in der Lage einen Auftrag in dieser Größenordnung abzuarbeiten – andererseits verletzt das angebotene MK556 Patente der ADS.“ Tatsächlich ist hierzu seit einigen Monaten ein Patenstreit im Gange. Draxler ist sich sicher, dass C.G. Haenel die technische Bewertung nur gewinnen konnte, weil „da mehr von unserem X36 als von jeder anderen Waffe drinstecke“. Immerhin scheint Draxler stolz darauf zu sein, dass selbst „ein billiges Plagiat des X36 besser sei als die Schrottflinten von Heckler & Koch“.
Der eigentliche Skandal aber sei der Ausschluss von ADS im Vergabeverfahren unter Nennung -laut Draxler- fadenscheiniger Gründe. „Wir haben sichere Belege dafür, dass die Vergabe nicht nach fairen Kriterien bestimmt werden sollte, sondern dass hier bewusst C.G. Haenel als Teil eines staatlichen Waffenkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate gestärkt werden sollte“ führt Draxler aus. Eine Teilnahme der ADS mit dem X36 WW03-01 hätte laut Draxler alle Wettbewerber chancenlos gelassen. Belege für eine unsaubere Vergabe bleibt er schuldig, mit dem Verweis auf das laufende Verfahren.
Auf Nachfrage sei im Hause ADS noch keine Entscheidung gefallen, ob man juristische Mittel gegen die Vergabe einleiten will. Er mache dies unter anderem von einer kurzfristigen Einigung im Patentstreit mit C.G. Haenel abhängig. Risiko eines Einspruchsverfahren sei laut Draxler, dass Heckler & Koch durch „korrupte Methoden“ doch noch zum Zuge komme.
Heckler & Koch gilt als stark verschuldet, der Verlust des Großauftrags um das Sturmgewehr der Bundeswehr könnte die wirtschaftlichen Schwierigkeiten verstärken, auch wenn Vorstandschef Jens Bodo Koch sein Unternehmen auf der Hauptversammlung kürzlich als wieder profitables Unternehmen präsentierte. Benito Draxler, ganz der kriegstreiberischen Familientradition treu bleibend: „Wir sind gut gerüstet, wir haben Zugriff auf die besten Söldner weltweit, wir haben die präziseren und durchschlagskräftigeren Waffen. Ein Besuch in Oberndorf wäre für uns ein Spaziergang, für Heckler & Koch die Apokalypse“.
Der Ausgang des Vergabeverfahren der Bundeswehr bleibt weiterhin offen und angesichts der vielschichtigen Interessenslage wird ein komplexes Verfahren erwartet. Für die ADS hat der kurze öffentliche Auftritt ihres Firmenchefs bereits Konsequenzen. Aus Kreisen der Keltenbergbahn verlautete, dass für den 26. September Trassen für mehrere Sonderzüge zum Bahnhof Mühlgarten angemeldet sind, von wo üblicherweise die Demonstranten vor die Werkstore der ADS und dann in die Innenstadt von Keltenhain ziehen. Das Ordnungsamt der Stadt Keltenhain bestätigte die „Anmeldung von Kundgebungen am 26. September“, hielt sich aber bedeckt über Anmelder, Art und Umfang der geplanten Aktionen.